Geomatik Schweiz: Editorial zum Themenheft Photogrammetrie/Fernerkundung

Reik Leiterer, in Namen des Vorstandes der SGPF:
Unser Leben in der Schweiz ist eng mit der Umwelt verbunden. Und somit sind wir häufig auch direkt betroffen, wenn es starke Veränderungen in diesem Bereich gibt – wie man Anfang diesen Sommer in der Schweiz sehr deutlich sehen konnte. Seien es die Murgänge und Überschwemmungen im Misox, Erdrutsche und Steinschläge aufgrund von den Starkniederschlägen im Wallis oder die verheerenden Verschüttungen im Tessin, welche die Zufahrten zu mehreren Ortschaften unpassierbar machten und eine Grosszahl an Gebäuden in den verschiedenen Gemeinden zerstörten. Die Folgen waren und sind immer noch gravierend: Infrastruktur wurde zerstört, der Kraftwerkbetrieb musste zum Teil eingestellt und Abwasseranlagen konnten nicht mehr betrieben werden. Und besonders tragisch ist, dass es auch wieder mehrere Todes- und Vermisstenfälle gab.
Doch können wir solche Umweltereignisse und die damit verbundenen Auswirkungen verhindern? Eher nicht – aber wir könnten vielleicht mit verbesserten Monitoringprogrammen, Vorhersagemodellen und Krisenszenarien besser darauf vorbereitet sein. Dies griff auch das Motto des diesjährigen GEOSummit in Olten auf: «Bessere Entscheide mit Geoinformationen!?». Es wurde in verschiedenen Sessions aufgezeigt, wie zum Beispiel Geoinformationen Leben retten können, wie sie für die Energieversorgung und Raumplanung eingesetzt werden und warum sie eine essenzielle Grundlage für die zukünftige Nahrungsmittelversorgung sind. Die SATW und IBM Research veröffentlichten wenig später ein White Paper mit dem Titel «Wie sich das Potenzial von KI nutzen lässt, um die Auswirkungen des Klimawandels auf die Schweiz zu reduzieren», in dem über 70 Fachexpert:innen und Wissenschaftler:innen aus 30 renommierten Schweizer Hochschulen, Behörden und Industrie-Institutionen aufzeigen, wie neue Schlüsseltechniken und Methoden unsere Gesellschaft und Wirtschaft widerstandsfähiger machen können. Und in dem neuen Innosuisse Innovation Booster Artificial Intelligence soll das Potenzial von Geodaten besser ausgeschöpft werden. Der Bedarf ist somit gegeben, die Datengrundlage in der Schweiz ist aussergewöhnlich und die Kompetenzen sowohl in der Forschung als auch in der Industrie sind vorhanden. Nutzen wir diese Bedingungen, um gemeinsam und innovativ einen Beitrag zur Gesellschaft zu leisten, bessere Entscheide zu treffen und für die zu erwartenden Umweltveränderungen vorbereitet zu sein.
In dieser «Geomatik Schweiz»-Ausgabe wird aufgezeigt, wie mit Erdbeobachtung unsere Umwelt abgebildet und besser verstanden werden kann – von der Notfallkartierung für die Dokumentation und Bewältigung von Naturereignissen über die Erfassung der thermalen Signatur von Gebäuden für eine verbesserte Modellierung des Energiehaushaltes bis hin zum Einsatz von hybrider Sensorik, um nachhaltig bei der zukünftigen Entwicklung urbaner Gebiete zu unterstützen. Die Auswahl dieser Artikel erfolgte erneut über einen «Call for Papers», um allen Interessierten die Möglichkeit zur Publikation zu geben. An dieser Stelle möchten wir uns bei den Beitragenden im Namen der SGPF bedanken. Wir sind überzeugt, dass dieses Heft nicht nur für die Photogrammetrie- und Fernerkundung-Gemeinschaft sondern für alle Leser der «Geomatik Schweiz» spannende Einblicke in aktuelle Aktivitäten aus Industrie und Forschung gibt.