Am Dienstag, 1. September 2015 fand an der FHNW in Olten das SOGI Feierabend Forum zum Thema Datenqualität statt. Der Anlass wurde von der SOGI-Fachgruppe GIS-Technologie (FG4) organisiert und war mit 40 Teilnehmenden gut besucht.
Nach der Begrüssung durch den Fachgruppenleiter Dominik Angst und den SOGI-Präsidenten Christoph Käser, der kurz die Ausrichtung und die Aktivitäten der SOGI vorstellte, erwartete die Teilnehmenden ein Mix aus Theorie und Praxis zum Thema Datenqualität.
Im ersten Referat
Was passiert, wenn es keine Vorgaben und Datenmodelle gibt? stellte Stefan Keller, Mitglied der FG4 und Professor an der HSR, die Problematik anschaulich an verschiedenen Beispielen dar. Er zeigte auf, was passiert, wenn die Datenqualität nicht definiert ist. Z.B. sind Fussgängerstreifen eben auch Fussgängerübergänge oder Zebrastreifen. Für den Menschen klar erkennbar, kann eine Maschine diese Synonyme nur schwer erkennen. Auch ist ohne Vorgaben nicht klar, ob ein Campus einer Schule als Punkt, Fläche oder sogar mehrere Flächen (Gebäude) zu erfassen ist. Je mehr Personen Daten erfassen, desto wichtiger sind klare Vorgaben. Ansonsten bringen die Daten nicht mehr ihren erhofften Nutzen.
Anschliessend definierte Marc Fürst, Mitglied der FG4 und Mitarbeiter bei Esri Schweiz, in seinem Vortrag
Was ist Datenqualität?, dass Datenqualität eine Bewertung in Bezug auf die Frage bezeichnet, wie gut Daten geeignet sind, ihren Zweck in einem bestimmten Zusammenhang zu erfüllen, also die „Fitness for use“.Gerade wenn Vorgaben fehlen ist es wichtig, die Ansprüche klar zu definieren, damit die Daten dann diesen Ansprüchen genügen und eben fit sind für den angestrebten Zweck. Datenqualität zeichnet sich durch die „famous five“ Vollständigkeit, logische Konsistenz, Positionsgenauigkeit, zeitliche Genauigkeit und attributive Genauigkeit aus.
Markus Luginbühl, Bundesamt für Zivilluftfahrt, startete mit seinem Vortrag
Luftfahrtdatenqualität – vom Vermesser ins Cockpit die praxisbezogenen Referate und zeigte die Ansprüche der Aviatik an Geodaten auf. Das Ziel einer sicheren und effizienten Luftfahrt ist seit Jahrzehnten gleichbleibend, jedoch sind immer mehr Flugzeuge im Luftraum unterwegs. Den Aviatiker interessieren Informationen zur Bodeninfrastruktur, zum Terrain und zu den Hindernissen: Nicht Zentimetergenau, aber vollständig. Die Datenintegrität ist die grosse Herausforderung in diesem Bereich. Interessanter Fakt ist, dass am Ursprung erfasste Daten direkt beim Piloten ankommen, also Vermessungsdaten 1:1 im Cockpit übernommen werden.
Es folgte der Vortrag von Reto Schöning, Esri Schweiz, zum Thema
Qualitätsprüfung für 3D-Gebäudedaten. Er erläuterte am Beispiel swissBUILDINGS3D 2.0 von swisstopo, wie digitale 3D-Gebäude erstellt werden und welche Qualitätsprüfungen bei der Erfassung automatisiert durchgeführt werden. Im Projekt wurde erkannt, dass technische und logische Konsistenz automatisch validiert werden können, die korrekte Abbildung der Realität jedoch immer vom Menschen gemacht werden muss. Er bestätigte die Aussage von Marc Fürst, dass die Nutzungsprozesse massgebend sind für die Definition der Datenqualität.
Den Abschluss der Präsentation machte Alexander Fischer, Leica Geosystems mit seinem Referat
Workflows, Ansprüche und Grenzen der GNSS-Datenerfassung im Feld mit der Schilderung der Einsatzbereiche und Einschränkungen der GPS-Technologie. Die Herausforderungen für den Empfang von GPS-Signalen sind die Abschattung durch Gebäude, Multipath-Empfang, Signalrauschen und eine zu kleine Anzahl Satelliten im Empfangsbereich. Erhöht werden kann die Genauigkeit durch spezielle Referenznetze, die über einen Server mit dem Empfänger kommunizieren. Auch bei der Felderfassung wird durch automatisierte Prüfungen bei der Erfassung, der Datenintegration und anschliessend in der Bearbeitung im Büro die Datenqualität erhöht. Zudem kann durch eine Nachberechnung im Büro die im Feld definierte Datenqualität noch verbessert werden, wenn neben den eigentlichen Feldresultaten auch die rohen Messdaten (sofern im Feld gespeichert) in die Verarbeitung einbezogen werden.
Nach einer kurzen Fragerunde liessen die Teilnehmenden die Diskussion bei einem gemütlichen Apéro ausklingen.
Die Folien zu den Referaten finden Sie unter [
www.sogi.ch].
Fachgruppe GIS Technologie
technologie@sogi.ch
Dominik Angst